Schuhlexikon

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A

Asymmetrie, der asymmetrische Leisten

Erst seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts sind fußgerechte Schuhformen bekannt. Der Sohlen- sowie der Oberlederzuschnitt (Schaft) wurden erstmals auf rechts und links abgestimmt, also einballig oder asymmetrisch ausgeführt. Heute spricht man von asymmetrischen Formen wenn sich linke und rechte Schuhe genau in der vom Fuß vorgegebenen Weise unterscheiden. Solche Schuhe sind in der Längsachse "bananenförmig" gekrümmt. Unsere Leisten haben diese natürliche Asymmetrie.

Ausballungen

Bei rahmen- und bei zwiegenähten Schuhen entsteht unter der Brandsohle ein Hohlraum, der mit einem elastischen Material, der sogenannten Ausballung, gefüllt wird. Als Ausballmaterial wird Kork, Filz oder Latex verwendet. Durch Wärme und Gewicht des Trägers verformt sich die Ausballmasse und bildet mit der darüber liegenden Brandsohle ein spezifisches Fußbett. Die Ausballung ist auch eine gute Isolationsschicht gegen Bodenkälte.

B

Bodenleder

auch Sohlleder genannt, wird aus kräftigem Kernleder mit einer Stärke von ca. 4–8 mm ausgeschnitten. Sohlleder für Langsohlen gibt es in verschiedenen Qualitäten. Das Beste ist das "Altgerber" Leder. Bei diesem traditionellen Gerbverfahren wird das Leder in einer Grube über mindestens 12 Monate mit pflanzlichen Gerbstoffen gegerbt. Das lange warten lohnt sich, denn heraus kommt ein hochfestes und leichtes Sohlleder das biegsam und stark wasserabweisend ist.

Boxcalf

Diese feinen Kalbleder werden chromgegerbt, sind weich und geschmeidig im Griff und besitzen einen gleichmäßig elegant wirkenden Narben. (nicht durchgefärbt, stoßempfindlich)

Brandsohle

ist die innere Sohle des Schuhes, die den Schaft mit dem Boden durch eine Naht verbindet. Diese Befestigungsnaht liegt umlaufend unter der Brandsohle. Für die Brandsohle wird meist schlechteres Leder verwendet als für die Laufsohlen, daher evtl. auch der Name: "das Stück Leder, das das Brandzeichen des Tieres trägt". (Kluge Etymologisches Wörterbuch).

D

Doppeln

Nähverfahren, die zweite Naht nach der Einstechnaht. Die Doppelnaht verbindet den Rahmen mit der Langsohle oder auch nur mit der Zwischensohle, wenn anschließend eine Gummisohle aufgeklebt wird.

Draht, oder auch Pechdraht genannt

Der starke Garn mit dem die Bodennähte ausgeführt werden wird so genannt. Für handgenähte Schuhe wird heute noch Garn aus Hanf verwendet, der vor der Verarbeitung von Hand gedreht und gepecht wird. Für die Maschinennähte wird bis zu zwölffaches Garn aus Nylon verwendet.

F

Finish

Oberbegriff für das Verkaufsfertigmachen der Schuhe — reinigen von Klebe- und Schmutzresten nach dem Herstellungsprozess, aufsprühen von glänzenden oder seidenmatten Lacken oder Waxen, polieren, Schnürbänder einziehen, verpacken.

Flexible Machart

Einfachste und preiswerteste genähte Machart bei Schuhen. Das Oberleder wird beim Zwicken direkt nach außen auf die Brandsohle ausgeschlagen und vernäht. Wie bei den rahmengenähten Schuhen wird anschließend mit einer Doppelnaht die Laufsohle befestigt. Die flexible Machart zeigt wie die Zwienaht zwei Nahtreihen und ist daher schwer zu unterscheiden.

Futter

Das Oberteil von Schuhen besteht meist aus einem dickeren, außen liegenden Leder und einem dünneren, innen liegenden Leder. Diese innen liegende Leder nennt man Futterleder. Da Futterleder direkt mit dem Fuß in Berührung kommen, sollten sie, damit Sie keine Hautirritationen auslösen können, vegetabil gegerbt und ungefärbt sein.

Futterleder

Chromgegerbtes Kalbleder, weich im Griff und sehr strapazierfähig. Wir setzen dieses Leder für alle Modelle mit der spitzen Leistenform (Schiffchenspitze) ein. Vegetabile Leder haben nicht die notwendige Zugfestigkeit für diesen Leistentyp und brechen bei der Herstellung. Für Chromallergiker ungeeignet. Rotbrauner Farbton, dunkelt nicht nach.

G

Gamshuf

Bauplan für den ersten Haferlschuh war der Gamshuf. Wenn man sich den Huf der Gams genauer anschaut, was 1803 auch ein Jäger und ein Schuhmacher aus Oberstdorf getan haben, versteht man besser warum Gemsen so gut klettern können. Der schmale zweiteilige Gamshuf hat einen harten, umlaufenden und erhabenen Sohlenrand. Innerhalb dieses schmalen harten Sohlenrandes ist der Gamshuf weich, ja gummiartig. Das erklärt warum Gemsen auf hartem Gestein springen können ohne abzurutschen. Der harte Sohlenrand ist für die Griffigkeit zuständig, die weiche Innenfläche des Gamshufes für die Traktion. Da die Hufe schmal sind braucht die Gemse auch nur eine kleine Auftrittsfläche. Auch diese Eigenschaft wurde beim Originalentwurf der ersten Haferlschuhe von 1803 berücksichtigt. Die Schuhe waren deshalb stark unterbaut, d.h. die Laufsohle war schmäler und kürzer als der Fuß. Damit der Fuß dennoch bequem Platz hatte wurde die Schiffchenspitze entwickelt, die vorne wie ein Schiffsrumpf über die Sohle hinausragt.

Gerben

Tierhaut wird durch den Konservierungsprozess der Gerbung zu Leder. Beim Gerben werden Eiweißfasern (Kollagen) durch die Einwirkung von Gerbstoffen in Lederfasern umgewandelt. Es gibt vier wichtige Gerbverfahren mit denen die verschiedensten Tierhäute gegerbt werden können. Neben der vorgegebenen Qualität der Tierhaut werden auch mit der Auswahl des Gerbverfahrens die späteren Eigenschaften und die Güte des Leders festgelegt. Es gibt pflanzliche-, synthetische-, mineralische- und Fettgerbemittel. Diese Gerbmittel können auch kombiniert eingesetzt werden. Pflanzlich gegerbte Leder werden vornehmlich eingesetzt für Sohlleder, Brandsohlen und Sattlerleder. Schuhoberleder, Bekleidungsleder und Möbelleder werden meist mineralisch, z.B. mit Chrom gegerbt. Wildleder, Autoleder und Fensterleder werden fettgegerbt (sämisch).

Goiserer

Umgangssprachlich, die österreichische Variante des Haferlschuhs: seitengeschnürt, meist rahmenlos zwiegenäht und ohne tiefen Knöchelausschnitt. Benannt nach dem Ort Bad Goisern, in dem gegen Ende des 19 Jahrhunderts mehrere Spezialbetriebe grob- und rahmengenähte Schuhe herstellten, die dann als Goiserer Schuhe bekannt und geschätzt wurden. Die Ursprüngliche Bezeichnung Goiserer sagt weniger etwas über den Schuhtyp, vielmehr war es ein Prädikat "hergestellt in Goisern".

Goodyear — rahmengenäht

Machart, bzw. maschinelles Nähverfahren zur Herstellung von rahmengenähten Schuhen. Der Amerikaner Charles Goodyear hat im Jahre 1869 die Einstechmaschine erfunden. Die Rahmennaht konnte nun in sekundenschnelle maschinell ausgeführt werden. Zum Vergleich: ein auf das Nähen spezialisierter Schuhmacher war einige Stunden beschäftigt um die Nähte von Hand zu setzen.

H

Haferlschuh / Jägerschuh

Der Haferlschuh geht zurück auf die Oberstdorfer Leo Dorn und Joseph Schratt, die bereits 1803 den damals noch Jägerschuh genannten Urtyp des Haferlschuhs entwickelten. Dorn war ein Jäger, der die Idee hatte, die Kletterkünstler der Alpen, die Gemsen, genauer deren Hufe, als Bauplan für einen Schuh zu verwenden. Zusammen mit seinem Freund Joseph Schratt, einem Maßschuhmacher, setzte er die Idee um. Denn wenn man sich die Hufe der Gams genauer anschaut, versteht man besser warum Gemsen so gut klettern können. Der schmale zweiteilige Gamshuf hat einen harten, umlaufenden und erhabenen Sohlenrand. Innerhalb dieses schmalen harten Sohlenrandes ist der Gamshuf weich, ja gummiartig. Das erklärt warum Gemsen auf hartem Gestein springen können ohne abzurutschen. Der harte Sohlenrand ist für die Griffigkeit zuständig, die weiche Innenfläche des Gamshufes für die Traktion. Da die Hufe schmal sind braucht die Gemse auch nur eine kleine Auftrittsfläche. Auch diese Eigenschaft wurde beim Originalentwurf der ersten Haferlschuhe von 1803 berücksichtigt. Die Schuhe waren deshalb stark unterbaut, d.h. die Laufsohle war schmäler und kürzer als der Fuß. Damit der Fuß dennoch bequem Platz hatte wurde die Schiffchenspitze entwickelt, die vorne wie ein Schiffsrumpf über die Sohle hinausragt. Der harte, schmale Sohlenrand wurde mit geschmiedeten Flügelnägeln, die in die Ledersohle eingeschlagen wurden, nachgebildet. Als Absatz war ein Griffeisen aufgeschlagen damit der Schuh auch in nassen, steilen Bergwiesen guten Halt bot. Ein Nebeneffekt der Schiffchenspitze waren die guten Eigenschaften der Jägerschuhe beim Bergabgehen. Der Fuß rutschte zwar beim Bergabgehen nach vorne wie in jedem Halbschuh, doch wurden die Zehen dabei nicht schmerzhaft an die Schuhspitze gedrückt. Durch das Schiffchen konnten die Zehen dagegen wie auf einer Rampe nach oben ausweichen, ohne dabei die Schuhspitze zu berühren. Um Scheuerstellen zu vermeiden und den Tragekomfort zu erhöhen wurden die Knöchelpartien tief ausgeschnitten. Damit die Schuhe dennoch einen festen Fersensitz boten wurde die Fersenpartie höher gezogen als sonst bei Halbschuhen üblich. Die ersten Jägerschuhe waren in der Mitte geschnürt und wurden nur von Jägern und Bauern zur Arbeit getragen. Erst deutlich später, gegen Ende des Neunzehnten Jahrhunderts, sind Schnitt und Form des Jägerschuhs stilbildend für die Entwicklung der ländlichen Schuhe zur Tracht. Der Haferlschuh war geboren.

Hunting

Chromgegerbtes Rindleder, durchgefärbt und weich im Griff. Die dem Tier zugewandte Seite des Leders ist glattgeschliffen, gewachst und unter hohem Druck geglättet worden. Wir drehen dieses Leder, d.h. wir setzen es beidseitig ein. Die Narbenseite zeigt häufig natürliche Spuren, z.B. leichte Striemen, dieser Effekt ist gewollt und unterstreicht den groben Charakter mancher Modelle. Wenn die geglättete Seite nicht regelmäßig mit Hartwachspaste behandelt wird, erhält man eine nubukartige Oberfläche.

J

Juchten

Die Bezeichnung stammt aus dem Russischen: "jufte"= ein Paar. Immer zwei Häute des sibirischen Steppenrindes wurden zusammengeheftet und mit Weidenrinde gegerbt. Rohmaterial bei uns sind süddeutsche Rindshäute. Gegerbt wird heute mit Birkenrindenteer und Weidenrinde, anschließend erfolgt eine starke Fettung. Juchtenleder hat rötliche Farbe, ist wasserdicht und geschmeidig und wird heute noch für Bergschuhe und Haferlschuhe verwendet.

K

Kalbfell

Chromgegerbtes Kalbfell, durchgefärbt. Einfach zu pflegen: mit lauwarmem Wasser abwischen, fertig.

Koppel

Mit dem Begriff Koppel werden schwere Gürtel mit Hakenschließe bezeichnet. Koppeln wurden erstmals für Soldaten hergestellt um Lasten wie Munitionstaschen etc. bequem am Gürtel tragen zu können. Die Koppel liegt durch ein schichtweise aufgebautes Schließsystem gut am Körper an. Vor dem Anlegen wird die Koppel auf die Bundweite des Trägers eingestellt. Die Koppel eignet sich gut für schwere Hosen wie Jeans, Kord- oder Lederhosen.

L

Lammfell Futter

Stark wärmeisolierend und atmungsaktiv. Wir verwenden feinste Felle vom Spanischen Merino Lamm.

Leisten

Holz oder Kunsstoffform, um die ein Schuh gebaut wird. Idealerweise ist der Leisten eine direkte Abbildung des Fußes. In der industriellen Schuhfertigung muss der Leisten so ausgelegt sein, dass er möglichst vielen Trägern gut passt. Es gibt auch Weitensysteme, die bei gleicher Schuhlänge bis zu sechs verschiedene Weiten (Breiten) bieten. Aber nur in Nordamerika sind Weitensysteme auch bei preisgünstigen Schuhen üblich.

M

Machart

Bezeichnet die Art der Herstellung, bzw. die Montageart bei Schuhen. Zwei Kategorien sind wichtig:

a) genähte Schuhe (rahmengenäht, zwiegenäht, flexibel, durchgenäht)
b) geklebte Schuhe.

Geklebte Schuhe dominieren den Schuhmarkt, der Anteil der genähten Schuhe liegt weit unter 1% der weltweiten Gesamtproduktion.

Maßschuh

Nur für genau den Fuß eines Kunden hergestellte Schuhe werden als Maßschuhe bezeichnet. Nach exakter Fußvermessung wird ein Leistenpaar aus Holz modelliert. Der Kunde kann Modell, Material und Lederfarbe selbst auswählen.

Miesbacher

Im Oberbayerischen Raum getragener Haferlschuh mit seitlicher Hakenschnürung und leichtem Knöchelausschnitt. Siehe unser Herrenmodell Miesbacher oder Damenmodell Miesbacherin.

O

Original Juchten

Wird rein pflanzlich mit Birkenrindenteer und Weidenrinde gegerbt und anschließend stark gefettet. Der Fettgehalt liegt bei ca. 30% was diese Leder dauerhaft wasserfest macht. Aufgrund der Lederstärke von bis zu 4,5 mm und der rückseitigen Verwendung, wie beim Hunting liegt die Fleischseite außen, ist original Juchten unser robustestes Leder. Striemen und Kratzer lassen sich nach Auftragen von Wachs wieder glattreiben. Zum Nachwachsen des Leders empfiehlt sich das Leder vor dem Wachsauftrag leicht zu erwärmen.

P

Parallelschnürung

Nur beim Haferlschuh übliche Schnürung, auch Schnellschnürung genannt, siehe Anleitung zum Haferlknoten.

Pechdraht

der starke Garn mit dem die Bodennähte ausgeführt werden, wird so genannt. Für handgenähte Schuhe wird heute noch Garn aus Hanf verwendet, der vor der Verarbeitung von Hand gedreht und gepecht wird. Für die Maschinennähte wird bis zu zwölffaches Garn aus Nylon verwendet.

Pullup

Chromgegerbtes Rindleder durchgefärbt und stark geölt. Wenn das Leder gezogen oder gedehnt wird ändert sich an der betroffenen Stelle die Lederfarbe. Dieser Effekt wird Pullup genannt.

R

Rahmengenäht — goodyear

Machart, bzw. maschinelles Nähverfahren zur Herstellung von rahmengenähten Schuhen. Der Amerikaner Charles Goodyear hat im Jahre 1869 die Einstechmaschine erfunden. Die Rahmennaht konnte nun in sekundenschnelle maschinell ausgeführt werden. Zum Vergleich: ein auf das Nähen spezialisierter Schuhmacher war einige Stunden beschäftigt um die Nähte von Hand zu setzen.

Rindbox

Geschmeidiges, chromgegerbtes Rindleder mit deckender Farbschicht und einer Stärke von ca. 2,0 mm.

Rindbox gebürstet

Chromgegerbtes Rindleder mit einer Stärke von ca. 2,2 mm, fest im Griff. Hell durchgefärbt. Nach dem Auftragen einer Wachsschicht auf den Ledernarben wurde dieses Leder stark gebürstet. Der gewollte Effekt ist eine in unregelmäßigen Schattierungen glänzende Lederoberfläche.

S

Schaft

Das Oberteil des Schuhs das den Fuß seitlich und oben umschließt wird Schaft genannt. Ein Schaft besteht meist aus Oberleder, Futterleder und Stützkappen.

Schnürung

Beim Haferlschuh sind zwei Schnürvarianten bekannt, Seitenschnürung und Mittelschnürung. Die Seitenschnürung wird vorwiegend im oberbayerischen Raum getragen. Die Mittelschnürung ist im Allgäu üblich. Unser Modell Clemens oder Joseph sind mittelgeschnürte Varianten des klassischen Haferlschuhs. Max und Martl vertreten die Seitenschnürung aus dem oberbayrischen Raum.

Schuhgrößen

Bei den Schuhmaßen müssen wir zwischen Längenmaßen (Größen) und Weitenmaßen unterscheiden. Leider gibt es bis heute noch kein einheitliches Längenmaß für Schuhe. In absehbarer Zeit dürfte allerdings ein internationales Schuhmaß — Mondopoint — eingeführt werden. Die Längenmaße werden nach der Brandsohlen- bzw. Leistenlänge berechnet und sind deshalb oft von Modell zu Modell verschieden. Unterschiedliche Spitzenformen verhindern daher ein einheitliches Maßsystem. Mondopoint wird deshalb nach dem Fuß berechnet und ist Modellunabhängig. In Deutschland werden folgende Längenmaße verwendet:

Französisches Längenmaß

Obwohl in Frankreich 1789 schon das metrische Maß eingeführt wurde, führten die Franzosen Mitte des 19. Jahrhunderts ein neues Schuhmaß ein, das sich nach der Stichlänge (Schuhmacherstich bei Doppelnähten) richtete. Die Abstufung nach Zentimetern war den Franzosen zu groß, die Aufteilung nach halben Zentimetern aber zu klein. Damals war eine gute Passform noch nicht so wichtig wie heute, weil man noch keinen linken und rechten Leisten verwendete. Die Franzosen nahmen deshalb zwei Drittel eines Zentimeters als Maß und bezeichneten diese Länge mit Stich. Dieses Maß hat sich dann in Europa — mit Ausnahme von England — und in Südamerika durchgesetzt. Das französische Stichmaß (1 Stich = 6,66 mm) beginnt bei der kleinsten Kindergröße von 15 Stich (= 10 cm) und endet bei der größten Herrengröße bei 50 Stich (= 33,33 cm). Das französische Maß kennt also keinen Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kindergrößen, was bei der englisch–amerikanischen Größe der Fall ist. Halbe Stichmaße gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht.

–Vorteile: Kostenersparnis für den Hersteller da er ein kleineres Leistensortiment und weniger Stanzmesser braucht.

–Nachteile: Passgenauigkeit ist nicht gut. Das Auf- bzw. Abrunden bei der Umrechnung der Maße in Size und Zentimeter ist ungenau.

Englisches Längenmaß

England hat als erstes Land schon 1324 ein Schuhmaß eingeführt. Man teilte das Zollmaß (Inch = 2,54 cm) in drei gleiche Teile und bezeichnete einen solchen Teil als "Size". Die Sizelänge beträgt 8,46 mm. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Unterteilung in halbe Sizelängen vorgenommen, um die Passform zu verbessern. Die halbe Sizelänge beträgt 4,23 mm. Das Size-Schuhmaß beginnt erst nach 10,16 cm (4 Zoll oder 15 1/2 Stich). Von 0–13 Size (10,16–21,16 cm) gehen die englischen Kindergrößen. Die Erwachsenengrößen 1–14 Size (22–23 cm) schließen sich daran an. In der Bundesrepublik Deutschland beginnen die Erwachsenengrößen (Damenschuhe) erst bei Größe 2 (1 1/2 ist selten, aber selten sind auch 13 und 14 Size). In Nordamerika wird auch das englische Maßsystem verwendet. Das amerikanische Maßsystem unterscheidet sich vom englischen dadurch, dass es um ein Zwölftel Zoll eher beginnt (3 11/12 Inch). Dieser kleine Unterschied dient dazu, mit dem französischen und metrischen System auf eine Linie zu kommen. Das amerikanische Maßsystem der Größe 0 beginnt genau bei 15 Stich.

–Vorteile: Die Längenabstufung ist um 2,43 mm (6,66 mm – 4,23 mm = 2,43 mm) kleiner als beim Stichmaß und die Passfähigkeit deshalb besser.

–Nachteile: Größeres Leistensortiment, mehr Stanzmesser usw. notwendig. Ungenaue Maße durch Auf- bzw. Abrunden.

Metrisches Längenmaß

Alle Schuhfachleute sind sich einig, dass die Längeneinteilung in Zentimeter (halbe Längen 5 mm) als Schuhmaß am besten geeignet wäre, weil der Zuwachs zwischen Stich und Size liegt. Die Internationale Organisation für Normung, ISO, Genf, mit 87 Mitgliedsstaaten, will die Vereinheitlichung der Schuhmaße einführen. Das neue Schuhmaß — Mondopoint (Mondo: Welt) genannt — sollte in den letzten Jahren nach und nach allgemein eingeführt werden. Die Durchsetzung gestaltet sich jedoch schwieriger als von den Initiatoren erhofft. Bisher hat sich das Mondosystem nur bei Skischuhen durchgesetzt. Die Schuhgröße nach Mondopoint entspricht der Fußlänge in Millimetern. Wenn ein Fuß 270 mm lang ist, benötigt er die Schuhgröße 270 (270/94 = Größe/Breite). Bei dem Mondopoint-System wird die Fußlänge im Stehen gemessen und nicht die Leistenlänge. Deshalb müssen die normalen Spitzenzugaben (10 — 15 mm) bei der Umrechnung von Stich oder Size in Mondopoint zuerst abgezogen werden.

Die Weitenmaße

Da die Füße gleicher Länge verschieden breit sind, müssen die Schuhe in verschiedenen Weiten hergestellt werden. Bei der Berechnung der Schuhweite dient der mittlere Ballenumfang eines normalen Fußes als Berechnungsgrundlage. Die Weitenabstufung wird in Millimetern gemessen und beträgt von Weite zu Weite 5 mm bei Size und Stich, von Länge zu Länge bei Size 5 bis 6 mm (halbe Längen 2,5 bis 3 mm) und bei Stich 4 bis 4,5 mm. Bei den französischen Längenmaßen verwendet man die Weitenbezeichnung 1 – 9 (z. B. 42/6) und bei den englischen Längenmaßen die Weitenbezeichnung A – I (z. B. 7 E). Die mittlere Weite von Damenschuhen liegt bei E und F (5 und 6), von Herrenschuhen bei F und G (6 und 7). Halbe Weitenabstufungen werden auch verwendet. Die zwiegenähten Schuhe von halfs haben die Weite F ½ und die rahmengenähten die Weite G.

Stormwelt

Die Verwendung eines Sturmrahmens, engl. "Stormwelt", macht rahmengenähte Schuhe wasserfest. Der Sturmrahmen hat gegenüber dem glatten Rahmen eine halbrunde Wulst, die gegen das Oberleder drückt und ein Eindringen von Nässe im Sohlenrandbereich verhindert.

T

Trachtenschuh

Der klassische Trachtenschuh ist das weibliche Pendant zum männlichen Haferlschuh, aber feiner gearbeitet, evtl. mit Seide und Metallbeschlägen verziert und farblich auf das Dirndlkleid der Trägerin abgestimmt. Trachtenschuhe wurden in leichter zwiegenähter Ausführung hergestellt. Heute gibt es keinen Anbieter mehr, der die klassischen, zwiegenähten Trachtenschuhe herstellt.

V

Vegetabil

Gerbverfahren bei dem ausschließlich pflanzliche Gerbstoffe wie z.B. Eichenrinde verwendet werden. Vegetabil gegerbte Leder gelten als besonders hautverträglich. Mehr zu diesem Thema finden Sie in dem Menüpunkt Lederarten.

Vibram

Der Italiener Vitale Bramani erlebte im Jahr 1935 einen schweren Bergunfall bei dem sechs seiner Kameraden starben. Damals war es üblich in schweren, genagelten Schuhen bis zum Einstieg in die Wand zu gehen und für die eigentliche Kletterpartie dann die Schuhe zu wechseln. Geklettert wurde dann in leichten Schuhen mit gewickelter Hanfsohle und dünnem Leinen oder Lederschaft. Diese dünnen Kletterschuhe wurden der Gruppe aber zum Verhängnis als ein Gewittersturm aufkam. Mit dieser grausigen Erfahrung im Hinterkopf machte sich Vitale Bramani daran eine griffige und flexible Sohle aus Kautschuk für Bergsteiger zu entwickeln. Er baute das Profil der damals aufgeschlagenen Nägel einfach in Gummi nach und entwickelte zusammen mit dem Reifenhersteller Pirelli die ersten Sohlenformen. Seine Firma nannte er VIBRAM und diese erste Sohle hieß Roccia, genau wie die Sohle die wir heute noch für unsere Schuhe verwenden.

W

Waterproof

Dieses Leder verwenden wir für die "schweren" zwie- und trigenähten Modelle. Das kombiniert gegerbte (Chrom vorgegerbt und pflanzlich nachgegerbt) 3 – 4,5 mm starke Rindleder ist stark hydrophobiert, d.h. wasserfest. Die Leder sind durchgefärbt, die Lederoberfläche glänzt seidenmatt. Die sehr robusten Leder werden mit dem Tragen schnell weicher.

Z

Zwiegenäht

Original zwiegenäht und trigenäht sind die haltbarsten Macharten die heute noch hergestellt werden. Wie der Name "original zwiegenäht" sagt, ist der Schaft des Schuhs zweifach mit dem Boden des Schuhs vernäht (beim trigenähten Schuh dann dreifach). Bei der rahmengenähten Machart hingegen ist beides nur einfach vernäht. Der Deutsch-Amerikaner Eppler, vormals ein Kompagnon von Charles Goodyear, entwickelte schon gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine Maschine mit der auch die Zwienaht maschinell ausgeführt werden konnte. Original zwiegenähte Schuhe sind am Sohlenrand zu erkennen. Das Oberleder wird nach außen geschlagen und ist im Schnitt sichtbar. Original zwiegenähte Schuhe werden bei Verwendung von schweren Ledern ohne Lederrahmen hergestellt. Im Gegensatz zu rahmengenähten Schuhen sind zwiegenähte Schuhe wasserdicht. Zwiegenähte, (trigenähte) Schuhe sind die stabilsten und strapazierfähigsten Schuhe, die heute hergestellt werden.